Im Allgemeinen gilt Mathematik als ein schwieriges Thema. Zu Recht. Mathematik wird auch als ein sehr abstraktes und theoretisches Schulfach angesehen, nicht als ein natürlicher Teil unserer Kultur und ohne viel Relevanz für die „reale Welt“. Ja, Mathematik ist abstrakt. Aber gerade deshalb ist sie so wichtig. Denn sie gibt den theoretischen Rahmen für das Verständnis und die Entwicklung vieler Aspekte und Bereiche der modernen Welt. Darunter sind auch die wichtigsten Matheon-Forschungsgebiete wie Medizin, Transport- und Kommunikationsnetze, Energiemärkte oder geometrisches Design, Computergrafik und alle Arten von Visualisierung.
Dass die Mathematik oft als abstraktes Schulfach dargestellt wird, ohne Relevanz für die reale Welt, hat große negative Auswirkungen: Seit den späten 1990er Jahren haben PISA- und TIMSS-Studien erhebliche Defizite in der mathematischen Ausbildung in Deutschland aufgedeckt, insbesondere auf Gymnasial-Niveau. Diesen Studien zufolge scheinen viele deutsche SchülerInnen zwar zufriedenstellend rechnen zu können. Aber ihre Fähigkeiten, anwendungsorientierte Probleme zu lösen, sind unterdurchschnittlich.
Darüber hinaus fehlt es den Schülerinnen und Schülern oft an Motivation, weil Mathematik an Schulen nicht als interessant und attraktiv erlebt wird. Tatsächlich ist das in der Schule erworbene mathematische Wissen für die Orientierung in der realen Welt nicht ausreichend. Nicht zuletzt beobachten wir Defizite in der mathematischen Ausbildung von StudienanfängerInnen in den Fächern Mathematik, Naturwissenschaften oder Ingenieurwesen.
Das Matheon will wesentliche Beiträge leisten, um diese Situation zu verbessern. Im Fokus der aktuellen Forschung steht dabei vor allem ein Schlüssel-Aspekt: Die grundlegende Mathematik, wie sie gemäß der Lehrpläne an den Schulen unterrichtet werden soll, ist alt und kann als ziemlich trocken angesehen werden. In der Tat ist kaum etwas von dem, was die SchülerInnen präsentiert bekommen oder lernen, neu. Und es gibt typischerweise sehr wenige Bezüge zu aktuellen mathematischen Entwicklungen. Diese traditionelle Art der Mathematikvermittlung spiegelt sich wiederum in der – oft negativen – Sicht der Öffentlichkeit auf dieses Fach.
Deshalb ist es ein wichtiges Anliegen der Matheon-WissenschaftlerInnen im Forschungsfeld Bildung, Aspekte der aktuellen anwendungsorientierten mathematischen Forschung an Schulen verfügbar zu machen. Vieles davon ist zwar nicht unbedingt auf die Lehrpläne zugeschnitten. Aber es gibt darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten, die aktuelle Mathematik und den Geist der mathematischen Entdeckung in außerschulischen Formaten und Ereignissen zu präsentieren.
Im Forschungsfeld „Mathematik für die Öffentlichkeit“ adressieren die Matheon-WissenschaftlerInnen eine breitere Öffentlichkeit, die im übrigen auch die Eltern und LehrerInnen der Schulkinder umfasst. Mit einer Vielzahl von öffentlichen Präsentationen und Aktivitäten wollen sie sichtbar machen, dass es jeden Tag neue mathematische Entdeckungen sowie kontinuierlich aktuelle Fortschritte bei vielen verschiedenen Fragen gibt.