Frau Prof. Kutyniok, was bedeutet Ihnen diese Auszeichung?
Ich freue mich sehr über meine Wahl und Aufnahme als neues Mitglied der BBAW und empfinde dies als große Ehre. Gleichzeitig sehe ich es auch als hochinteressante Chance, insbesondere auf interdisziplinärer Ebene neue Kontakte zu knüpfen und mich auf vielfältige Weise für die Akademie zu engagieren.
Die Akademie ist stark geisteswissenschaftlich orientiert. Sie forscht und berät zu gesellschaftlichen Zukunftsfragen und bietet ein Forum für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Welche Aufgaben erwarten Sie dort?
Die BBAW betreut zahlreiche interdisziplinäre Forschungsinitiativen, unter anderem sogenannte Akademienvorhaben sowie die TELOTA-Initiative innerhalb der Digital Humanities Community, also der Initiative zur verstärkten Anwendung von digitalen Technologien in den Geisteswissenschaften. Neben der Teilnahme an und Mitwirkung bei Veranstaltungen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Klasse, freue ich mich somit schon insbesondere auf die Mitarbeit in solchen Initiativen und den sich hieraus ergebenden Diskussionen und Herausforderungen.
Prof. Gitta Kutyniok, Jahrgang 1972, studierte Mathematik und Informatik an der Universität Paderborn, wo sie auch promovierte. Nach Aufenthalten am Georgia Institute of Technology und der Washington University in St. Louis habilitierte sie an der Universität Gießen. Anschließend forschte sie als Heisenberg-Stipendiatin an den US-Universitäten in Princeton, Stanford und Yale, bevor sie 2008 an die Universität Osnabrück berufen wurde. Seit 2011 lehrt und forscht die Mathematikerin als Einstein-Professorin an der TU Berlin.
Ihre Arbeiten liegen im modernen Bereich der Mathematischen Datenwissenschaften. Sie umfassen die Grundlagenforschung ebenso wie konkrete Anwendungen , beispielsweise die Krebsdiagnose mittels Proteomics-Analyse und die Magnetresonanz-Tomographie in der Kardiologie. Für die Entwicklung der nächsten Generation 5G des Mobilfunks setzt sie vornehmlich Methodiken des neues Gebietes Compressed Sensing ein und entwickelt sie weiter. Pionierarbeit hat Kutyniok insbesondere im Bereich der Bild- und Videoanalyse geleistet, durch die Einführung von sogenannten Shearlets. Mithilfe dieses richtungssensitiven Darstellungssystems kann man unter anderem fehlende Bilddaten rekonstruieren. Es wird bereits von diversen Forschungsgruppen weltweit verwandt und weiterentwickelt.
Ihre wissenschaftliche Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie Forschungspreise der Universität Paderborn und der Justus-Liebig-Universität Gießen, den von Kaven-Ehrenpreis der DFG und hatte 2014 eine Gastprofessur an der ETH Zürich inne.
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften ist eine Vereinigung herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit über 300jähriger Tradition. Ihr gehören zurzeit 173 Ordentliche und 111 entpflichtete Ordentliche Mitglieder sowie 73 Außerordentliche Mitglieder an. Zwei Persönlichkeiten sind Ehrenmitglieder. 50 Mitglieder sind Frauen. Zum Mitglied kann berufen werden, wer sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet hat.
Mehr über Prof. Gitta Kutyniok und ihre Forschung:
www.math.tu-berlin.de/~kutyniok
http://www.einsteinfoundation.de/de/aktuelles/details/article/mit-mathematik-gegen-die-datenflut.html
http://www.bbaw.de/die-akademie/mitglieder/12874